28.4. bis 5.5. Bahir Dar bis Turmi

Danke für deine Rückmeldung Claudia. Also Ostern ist erst jetzt, weil Äthiopien nach dem Äthiopisch-Orthodoxen Kalender geht und dieser Zeitverschoben ist.

Am Flughafen staunten wir nicht schlecht, als wir sahen, dass ein Lastwagen voll Schachteln mit Blumen versendet wurde. Unser Guide erklärte, dass dies Rosen von hier wären, die nach Europa exportiert werden. Hätte nie gedacht, dass Äthiopien so viele Rosen hat. Der Flug dauerte 11/2 Std. nach Addis Abeba, hier war es merklich kühler, noch noch 23 Grad. Und geregnet hatte es auch. Wir verbrachten den Nachmittag mit einem Spaziergang durch die Stadt, genossen es ohne Einschränkungen, uns bewegen zu können. Hier herrscht keine Konfliktsituation, alles ist friedlich und ruhig. Am Abend erfuhren wir dann, dass unsere Camper immer noch in Saudi-Arabien stehen würden. Die Flat-racks mit unseren Autos darauf, sind einfach im Hafen stehen gelassen worden, wegen angeblicher Überbuchung. Und das, obwohl wir die Bestätigung dafür hatten. Dementsprechend war die Stimmung in der Gruppe sehr «gedämpft», alle machten sich Gedanken wie das nun weiter gehen würde. Jeder brachte eine mehr oder weniger gute Idee ein. Dabei hatte «Getnet» für am Abend ein traditionelles Essen organisiert mit entsprechender Folklore dazu. Das Essen war sehr fein, «Injera» wird es genannt. Das ist ein riesiges graues, schwammiges, pfannkuchenartiges Brot aus Sauerteig. Darauf wird eine Reihe von Speisen serviert, würzige Eintöpfe, Gemüse und verschiedenes Gehacktes Fleisch (kein Schwein). Das Ganze wird von Hand gegessen, jeder reisst ein Stück vom Brot ab, und wickelt etwas von den Zutaten hinein und ab in den Mund. Dazu tolle Tänze mit Afrikanischer Musik. Seine kleine Tochter war dabei, die auch schon wacker mittanzte, richtig herzig. Doch es mochte unter uns keine Stimmung aufkommen, alle hingen ihren Gedanken nach. Dazu war die Musik auch noch laut, dass eine Unterhaltung erschwerte. Am nächsten Morgen verkündete uns das Team, dass sie eine gute Alternative hätten, um die Zeit zu überbrücken. Getnet organisierte über Nacht eine weitere 8-Tägige Bustour, von Addis Abeba aus. Verschiedene tolle Sehenswürdigkeiten sind dabei, das Ganze geht in den Südwesten, wo wir mit dem Camper nicht hinkommen würden. Alle waren sofort dabei, fanden den Plan richtig gut. Äthiopien ist ein sehr grosses Land, da gibt es viel zu sehen und er freute sich, uns sein Land zu zeigen. Am nächsten Morgen, besuchten wir zuerst das nationale Museum von Äthiopien (wie immer mit dem Bus), wo wir die Geschichte von «Lucy» erfuhren. Lucy ist der Name des fossilen Teilskeletts eines sehr wahrscheinlich weiblichen Individuums das 1974 in Äthiopien gefunden wurde. Das Fossil wird auf ein Alter von 3.2 Mil. Jahre geschätzt. Was man hier nicht alles lernt. Auf dem Rückweg fuhren wir mit dem Bus durch den grössten Freiluft-Markt Afrikas. Wir waren alle erstaunt, als Getnet uns erklärte, wir dürften da nicht zu Fuss durchgehen, was wir zuerst nicht verstanden. Er bat uns auch keine Fenster zu öffnen, da sonst Dinge geklaut werden könnten. Aber als wir dann durch den Markt fuhren und dem Treiben zuschauten, verstanden wir das. Es ist unbeschreiblich, was sich hier so bewegt. Menschen, Tiere, Motorräder, Waren, Minibusse, LKW, alles gleichzeitig auf und neben der Strasse und in den Ständen. Zwischendrin, sitzen die Ärmsten der schon Armen auf der Strasse, mitten im Chaos und Dreck. 2 Std. brauchten wir um da durchzukommen, der Markt wird mir in bleibender Erinnerung sein. Nun, den Abend verbrachten wir in gemütlicher Runde beim Essen und zusammensitzen. Den nächsten Tag war eine Ruhetag, jeder konnte ihn so verbringen wie er wollte. Ernst und ich starteten mit einem ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt, was immer wieder spannend ist. Schreiben und spielen war angesagt, bis unser Medizinischen Rat bei einer erkrankten (Brechen und Durchfall) Mitreisenden gefragt wurde. (Wir sind zwei Pflegefachfrauen in der Gruppe). Alle unsere Medikamente, die wir notdürftig dabei hatten, (wir haben uns ja nur für 5 Tage eingestellt), halfen nichts. So musste sie kurzfristig ins Spital, wo sie gut medizinisch betreut wurde. Sie konnte dann am späteren Abend wieder ins Hotel zurück und auch die Reise am anderen Morgen fortsetzen. Auch ein feines Indisches Abendessen durfte nicht fehlen. Und schlussendlich gab ich noch einer Studentin aus Sarnen, per Skype, ein Interview über die Entwicklung der Psychiatrie. Ihr seht, langweilig wird es uns nie. Pünktlich um 8.00 starteten wir am 2.5. mit unserer Bustour Richtung Süden. Nach einem heftigen Gewitter in der Nacht, zeigte sich der Himmel immer noch grau. Die Strassen waren gut, wir kamen zügig voran. Immer spannend sind die Tankstellen, wer und was sich jeweils da aufhält, unglaublich. Im Moment werden viele Tiere (Schafe, Ziegen, Hühner) transportiert, die für den nächsten Sonntag geschlachtet werden, weil Ostern ist. Da hier nach dem Äthiopisch-Orthodoxe Kalender gefeiert wird, ist das halt erst jetzt. Wir erreichten am frühen Nachmittag unser Hotel «Haile-Ressort» in «Hawassa», am gleichnamigen See. Dieses Hotel gehört dem ehemaligen Weltmeister im Langstreckenlauf «Haile Gebrselassie» der noch weiter 9 Hotels im Land besitzt. Ein wunderschönes Hotel, an bester Lage. Wir unternahmen zu sechst eine Bootstour, wo wir sogar Flusspferde sahen. Nach einem feinen Frühstücksbuffet, gings weiter in den Süden nach «Arba-Minch». Da es in der Nacht wieder regnete, waren die Flüsse gut gefüllt, was zu einem tollen braunen Wasserfall führte. Wir besuchten unterwegs auf 2200 m die «Dorsis», ein Äthiopischer Volksstamm, mit einer Plantage mit «falschen Bananen». Bis jetzt wussten wir nicht, dass es sie gibt. Jetzt wissen wir, dass dies eine Pflanze ist, aussieht wie Bananenstauden, aber keine Früchte hat. In einem aufwändigen Prozess, den sie uns zeigten, wird Fladenbrot hergestellt. Er schmeckte eher säuerlich, aber zusammen mit Honig gings einigermassen. Am Abend erreichten wir wieder «ein Haile-Ressort», am Abayasee. Es ist enorm wie viele Kinder hier sind und betteln. Aus dem Nichts tauchen sie plötzlich auf, sobald das Auto anhält. Zum Teil richtig anstrengend. Für uns ein Vorgeschmack, was uns erwarten wird, wenn wir dann mit dem Camper unterwegs sind. Wir verliessen das schöne Hotel und fuhren ca. 270 km südwestlich nach «Jinka» in die Eco-Omo- Lodge, mitten in der Natur. Wir benötigten dafür 8 Std. mit einer halben Std, Pause auf einem lokalen Markt. Da es in der Nacht wieder heftig regnete, traten die Flüsse über das Ufer, was zum Teil zu sehr schmutzigen Strassen führte. Etliche «Häuser standen unter Wasser, schlimm für die Menschen. Auch hier wurden wir bei jedem kurzen Stopp, von etlichen Kindern belagert, die etwas wollten, so wie wir uns das vorgestellt hatten in Afrika. Einige wollten unsere weisse Haut anfassen, oder mein graues Haar. Hier im Süden sehen die Menschen schon ganz anders aus. Die Lippen sind breiter und die Hautfarbe dunkler. Auch auf diesem Strecke, liefen viele Menschen mit Hühnern unter dem Arm herum, die wahrscheinlich ihr Leben am anderen Tag lassen mussten. Ostersonntag, auf dem Weg zum Volksstamm der «Mursi» sahen wir in mehreren Dörfern, dass sie die geschlachteten Tiere auf dem Feuer zum Fest vorbereiten. Nach fast zwei Monaten Fastenzeit durften sie erstmals wieder Fleisch essen. Die lange Fahrt war abwechslungsreich wie immer, wir fuhren in den «Mago-Nationalpark» wo viele wilde Tiere leben. Unter anderem sahen wir Affen und Gazellen-arten. Die «Mursi» sind eine ethnische Gruppe die im Park leben und noch ca. 4000 Menschen diesem Volksstamm angehören. Typisch für diese Menschen ist der auffällige Unterlippenschmuck der Frauen, der aus einem grossen Tonteller bis zu 15 cm Durchmesser besteht. Auch der gemalte Körper und selbst zugefügte Schmucknarben, gelten als Schönheitsmerkmal. Speziell anzusehen. Natürlich liess ich mich auch bemalen, was die Frauen sehr freute und sie sich so was verdienen konnten. Der Bus hatte an mehreren Stellen Schwierigkeiten durchzukommen, wegen dem vielen Regen. Kurz vor «Turmi» unserem Übernachtungsort, steckten wir dann tatsächlich im Graben fest, was dann zu einem «schlammigen Vergnügen» wurde. Bis der wieder draussen war, dauerte ziemlich lange. Fast schon bei Dunkelheit kamen wir dann in der «Paradise Lodge» an, wo wir zwei Tage bleiben. Idyllisch schön ist es hier, mitten in der Natur. Uns geht es weiterhin gut, Äthiopien ist ein wunderschönes Land, mit spannenden Kulturen. Dass wir hier einmal so lange bleiben würden, hätten wir nie gedacht, vor allem weil wir uns auf 5 Tage eingestellt hatten und entsprechend (nicht) vorbereitet sind. Auch jetzt wissen wir noch nicht, wann unsere Camper kommen werden. Wir halten euch auf dem Laufenden.