21.4. bis 28.4. Lalibella bis Bahir Dar

Ganz herzlichen Dank für eure Beiträge. Es freut mich, wenn meine Berichte bei euch gut ankommen. Dieser ist etwas lang, aber es gibt so viel spannendes zu schreiben. Wir sind gesund und geniessen bereits Afrika.

 

Den Abend in Lalibella, verbrachten wir alle beim Restaurant, da dies der einzige Ort war, wo es Strom gab und zeitweise auch Internet. Alle luden ihre Geräte auf, solange es Strom hatte. Das Problem war der Generator, der den «Geist» aufgab. Sie konnten am Nachmittag einen Kleinen besorgen, der Strom aber nicht bis in die Zimmer reichte. Zum Glück gab es diese Solarlampe, so dass wir doch über Nacht ein wenig Licht hatten. Am nächsten Morgen gings um 8.30 zum Flughafen, wo wir neben einer anderen kleinen Touristengruppe, die einzigen Passagiere waren. Trotz nur einem Inland Flug, mussten wir alle 2 Mal durch eine Sicherheitskontrolle gehen, natürlich jedes Mal auch die Schuhe ausziehen. Offensichtlich gibt es in Äthiopien innerhalb der Regionen Aufstände, was die Kontrolle noch erhöht. Da auch der Flughafen ohne Strom war, wurden die Bordkarten einfach von Hand geschrieben. Keine Sitzplätze wurden verteilt, jeder konnte sich hinsetzen wo er wollte. Ja so geht es auch. Nach 45 Min. landeten wir in «Gonder», der ehemaligen Hauptstadt, nahe der Sudanesischen Grenze. Auch hier auf 2200 m, hatte es immer noch 30 Grad. Ein Bus brachte uns zum Hotel Goha, etwas oberhalb der Stadt, wunderschön gelegen. Alle waren glücklich, dass es hier Strom gab und sogar warmes Wasser, dass wir in den letzten 3 Tagen nicht hatten. Blieben wir doch 4 Nächte hier, da wir ja Zeit haben. Hier bekamen wir die Nachricht, dass jetzt alle Camper verladen sind, so heisst es auf die nächste Abfahrt am 28.4. warten. Da die Gegend hier offensichtlich sehr gefährlich ist, durften wir das Hotelareal nicht alleine verlassen, schon ein komisches Gefühl. Charlotte und ich, versuchten es trotzdem und tatsächlich war oberhalb des Hotels ein Militärlager im Wald stationiert. Sie begrüssten uns freundlich, wir fühlten uns sicher. Unser Guide erzählte auch warum hier in dieser Gegend «Amhara» der Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre herrscht. Der Konflikt ist zwischen den 2 Regionen Amhara und Tigrais geht schon 2 Jahre, natürlich um Macht in der Politik. Dementsprechend ist auch viel Militär unterwegs. Für uns heisst das wirklich, wir bewegen uns nur mit dem Bus, in der Gruppe oder im Hotel. Am nächsten Morgen fuhren mit dem Bus in den 140 km entfernten Nationalpark- Simien auf 3200 m Höhe. Für diesen Weg benötigten wir gut 4 Std. das hiess um 7.30 losfahren. Die Fahrt war sehr interessant aber auch erschütternd, das Leben hier ist sehr anstrengend, die Leute sehr arm, aber sehr religiös. Wenn ich sehe, wir die Menschen am Dorfbrunnen das Wasser holen müssen, km-weit schleppen, in billigen Hütten wohnen, kaum zu essen haben, von der Gesundheitsversorgung ganz abgesehen, dann bewegt mich das schon sehr. Und dann die vielen Kinder, was die wohl für eine Perspektive haben. Wir haben einmal gezählt, 16 LKW mit Anhänger kamen uns entgegen, die von der UNO gespendet, Essen auf das Land bringen. Einmal mehr, sind wir so dankbar für unser Leben was wir hier führen. Unser Guide sagte, wir würden mit unserer Wanderung durch den Nationalpark, wenigstens für ein paar Stunden 6 Leuten Arbeit geben und natürlich auch bezahlen. 2 Ranger begleiteten uns auf der Wanderung, als Sicherheit vor den Affen, die wir hier sehen wollten. Die Aussicht auf die Berge und Schluchten war grandios, die Temperatur auf dieser Höhe angenehm mit ca. 24 Grad. Ganz zum Schluss sahen wir die «Blutbrust-Paviane» doch noch. Eine ganze Familie mit etwa 800 Affen waren da. Dadurch dass es verboten war sie zu füttern, nahmen sie kaum Notiz von uns. Wir konnten ganz nahe zu ihnen gehen, bis sie sich zurückzogen. Ein tolles Erlebnis. Am nächsten Tag besichtigten wir «Gonder», die 1 Million Einwohner hat. Viel zu bieten hatte sie nicht. Zuerst die «Dreifaltigkeitskirche» aus dem 17.Jh. wie immer erzählte uns «Getnet» die ganze Religion dazu. Nachher der Palast des damaligen Königs aus dem gleichen Jh. mit seiner ganzen Geschichte. Anschliessend noch das ehemalige Bad und die Pferdestallungen des Königs, das war es schon in dieser riesigen Stadt. Ein super feines späteres Mittagessen mit einem Äthiopischen Buffet mit Musik, rundete den Ausflug ab. Am anderen Tag marschierten wir (natürlich alle zusammen) in die Stadt hinunter. Wir setzten uns in ein Café und schauten dem Leben zu, was sehr abwechslungsreich war. Zurück ging es dann mit dem «Tuc-Tuc», so haben die auch was verdient. Den Nachmittag verbrachten wir mit spielen und lesen. Da am Abend ab 20.00 Ausgangssperre war, sah die Stadt von oben richtig «tot» aus. Offensichtlich, wird man sofort erschossen, wenn man sich nach 20.00 draussen aufhält. Ein Jugendlicher erzählte mir am Morgen in der Stadt, dass 2 Jahre wegen dem Krieg keine Schule war und erst seit ein paar Wochen sie wieder geöffnet ist. Er war sehr froh darüber, was wir gut verstehen können. Am nächsten Morgen wurde unser Gepäck auf das Dach der 2 Busse verladen, dann gings auf einer zum Teil holprigen Strasse, 167 km weiter südlich an den «Tanasee» auf 1800 m Höhe. Die 5 Std. Fahrt, die wir dafür brauchten, waren alles andere als langweilig. Was da alles auf der Strasse fuhr, unglaublich, erst recht durch die Dörfer zu fahren war spannend. Einmal mehr sahen wir dabei die grosse Armut. Wir wussten ja, dass Äthiopien ein armes Land ist, aber so «Mausarm» habe ich mir das nicht vorgestellt. Die Leute haben buchstäblich nichts, leben im Dreck und Staub praktisch auf der Strasse oder in billigen Hütten, was uns schon sehr betroffen macht. Unterwegs hatte unser Bus einen platten Reifen, schnell eilten mehrere junge Männer herbei und in kürzester Zeit, waren wir wieder startklar. Selbstverständlich halfen unsere Männer auch tatkräftig mit. Noch ein Stopp bei dem «Finger Gottes», so nennen die Äthiopier diesen Felsen. In «Bahir Dar», mit schönem Blick auf den See, bleiben wir wieder 3 Nächte im guten Hotel» Lake Avenue». Auch hier herrscht ab 20.00 Ausgangssperre, aber wenigstens konnten wir uns ausserhalb des Hotels bewegen. Gute Neuigkeiten von unserer Verschiffung, alle Camper sind verladen und werden in den Hafen gebracht. Am nächsten Morgen unternahmen wir eine Bootstour auf dem Tanasee zu einer Halbinsel, wo sich die Gebetsstätte «Ura» aus dem 14. Jh. befindet. Auch eine bedeutende Kirche aus dem 17. Jh. mit Wandmalereien besichtigten wir. Unterwegs sahen wir sogar Nilpferde, ganz in der Nähe wo der «blaue Nil» in den See fliesst. Es ist der gleiche Nil, der durch Afrika fliesst, bloss wird er hier so genannt. Auch Meerkatzen-Affen gab es hier. Und am Landesteg begrüsste uns eine riesige Kolonie Pelikane, so viele haben wir doch noch nie gesehen, einfach toll diese Tierwelt. Anschliessend assen wir am See in einem Traditionellen Restaurant das Mittagessen, auf kleinen Plastiktischchen, sehr rustikal, aber fein. Anstatt Servietten, brachten sie uns Toilettenpapier, was den Zweck auch erfüllte. Ja, empfindlich darf man hier nicht sein. Das erfuhren wir auch auf dem anschliessenden Marktbesuch, wo vieles auf dem Boden präsentiert wurde. Das Gewürz und die Kleider machten einen soweit sauberen Eindruck, aber sonst empfand ich den ganzen Markt sehr schmutzig. Spannend allemal, so mitten im Leben zu sein. Wir waren auch da die einzigen Touristen, deshalb war das Interesse an uns sehr gross. Vor allem die Kinder belagerten uns sehr, die Meisten bettelten um Geld, was sehr anstrengend war. Unser Guide erklärte mir, dass die Leute sich sehr freuen würden uns hier zu sehen. Für sie wäre das ein Zeichen, dass wieder Frieden sei, wenn die Touristen kommen. Man kann es auch so sehen. Heute ist hier Palmsonntag, ein wichtiges religiöses Fest für die Menschen. Unser Guide meinte, er würde mit uns dahin gehen, wenn wir wollen. Natürlich wollten einige von uns gehen. Um 8.30 gings los, alle waren mit einem speziellen Kopfschmuck verziert. Auch wir wurden damit «dekoriert», so gehörten wir fast dazu. Vor der Kirche, in einem grossen Kreis, Männer und Frauen getrennt, war die Messe. Offensichtlich hat es sich herum gesprochen, dass wir auch kommen. Für uns wurden zuvorderst Stühle bereit gestellt, (die anderen mehrere hundert Leute sassen auf dem Boden) was uns schon etwas peinlich war. Als die Messe begonnen hatte, begrüsste uns einer der Priester auf englisch, erklärte die Zeremonie und segnete uns auch noch. War das eine berührende Geste. Mit Gesang und Gebet ging das eine Std. danach begann eine Prozession rund um die Kirche, mit Gesang der Kinder und zwei Esel voraus und wir mitten drin. Die Freude der Menschen, trotz ihrer Armut, zu sehen war ein beeindruckendes Erlebnis. Nun, heute sollte das Schiff mit unseren Camper auslaufen und in ein paar Tagen in Dschibuti sein. Wir werden Morgen nach Addis-Abeba fliegen, 3 Nächte da sein und am 2. Mai nach Dschibuti fliegen. Das ist der Plan, mal schauen wie es weiter geht. Wir hoffen, ihr bleibt dabei.